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Arabischer Frühling. ( Ägypten )
#1
Seid das Ägyptische Volk, sich, mithilfe des Millitärs, von Mursi und seinen Seilschaften befreit haben, sind die Anhänger Mursis zum Demonstrieren auf die Strasse gegangen und werden nun von der Armee Gewaltsam auseinander getrieben. Und nun könnte ein Bürgerkrieg drohen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/au...16657.html

Wie steht ihr zu dem Thema? War der Militärputsch in ordnung? Ist es besser wenn die zum teil sehr konservativen Muslime nicht weiter regieren dürfen oder war es ihr Demokratisches recht das ihnen einfach unrechtmäßig genommen worden ist und sie deshalb zurecht auf die Strasse gehen. ?
Und wie soll sich der Westen verhalten?
#2
Der Westen hätte in dem Moment eingreifen sollen als Mursi unrechtmäßig entfernt wurde. Das der Mann ein von den Muslimbrüdern gesteuerter Idiot ist bestreitet sicher niemand, aber er wurde nunmal demokratisch gewählt, wobei man ihm und seiner "Partei" den Wahlbetrug noch immer nicht nachweisen konnte. So löst man das Problem jedenfalls nicht indem man sich seine Wunschpartei einfach postiert und die Ungeliebten rausschmeißt, selbst wenn das heißt, das man von nun an auf dem Weg zu einem Gottesstaat ist.
Der Militärputsch haut da genau in die Kerbe und so ist es absehbar, dass Ägypten bald zu einer Militärdiktatur mit Marionettenkabinet verkommt. Auch nicht wirklich besser, weder für die Ägypter noch für den Westen, obwohl wir uns dann wieder über mehr Waffenverkäufe freuen dürften.
Als der arabische Frühling ausbrach hoffte ich auf eine Demokratisierung der betroffenen Länder, auf eine positive Veränderung und nicht unbedingt auf eine "Verwestlichung", wovor die religiösen Fanatiker ja offensichtlich Angst haben. Anscheinend sind einige dieser Länder noch lange nicht bereit für wahre Veränderungen und solange der religiöse Pöbel derart engstirnig an alten Moral- und Wertevorstellungen kleben bleibt wird dort nichts passieren. Selbst in Europa gibt es noch Länder, wie zB. Polen, die noch immer mit dem eigenen, fehlenden Selbstwertgefühl und religiösem Wahn zu kämpfen haben und noch weit von echter Demokratie entfernt sind.
Das dort unten etwas geschehen musste war absehbar, aber bis in der Region wirklich Frieden herrscht, der so von allen gewollt ist, wird noch viel Zeit vergehen. Da spielen zuviele kulturelle Einflüsse mit rein und die kann man nicht mal schnell einfach übergehen.
Es macht mich persönlich nur traurig, dass jetzt wieder Menschen sterben müssen im Namen von Irgendwas.
#3
Die Frage mit der Akzeptanz des Putsches sehe ich schon ein bischen anders: Die Muslimbrüder sind in Ägypten lange unterdrückt und verfolgt worden. Dann haben sie erreicht, daß bei den ersten freien Wahlen nach dem Sturz Mubaraks mit Mohamed Mursi jemand aus ihren Reihen zum Präsidenten gewählt wurde. Mursi versprach bei seiner Antrittsrede, ein Präsident aller Ägypter sein zu wollen.

Und dann? Entwurf einer Islamistischen Verfassung, die von einem großen Teil der Ägypter abgelehnt wird. Entmachtung des obersten Gerichts. Unterdrückung der Presse... 22 Millionen Ägypter sind auf die Straße gegangen, um für Mursis Absetzung zu demonstrieren. Von der Armee wurde Mursi zunächst aufgefordert, seine Politik zu ändern. Erst nach dessen Weigerung folgte der Putsch.
Die Regierung Mursi hatte eine wahrscheinlich historisch einmalige Gelegenheit, Gräben zuzuschütten die Spaltung zu überwinden und tatsächlich Politik für alle Ägypter zu etablieren. Und trotz lautstarker Proteste, trotz vorheriger Warnung ist diese Regierung stur auf Kurs geblieben und hat diese große Chance an die Wand gefahren.

Versteht mich nicht falsch, die Räumung der Protestcamps empfinde ich als Verbrechen, Schande und Katastrophe. Ich gebe aber zu bedenken, daß die Schuld für diese Eskalation nicht nur bei der ägyptischen Armee und ägyptischen Polizei liegt. Es ist zwar richtig, daß Armee und Polizei seit dem Sturz von Mohamed Mursi systematisch die Muslimbrüder provoziert und schikaniert haben und so erheblich viel Öl ins Feuer gegossen haben. Hätte aber die Regierung Mursi das umgesetzt, wofür sie vom ägyptischen Volk gewählt wurde und was Herr Mursi bei seinem Amtsantritt versprochen hat, gäbe es diesen Putsch gar nicht! So eine historische Chance, so ohne Not vertan. Ich könnte mir die Haare raufen!

Mohamed Mursi hat in seiner letzen Ansprache vor dem Putsch sinngemäß gesagt, daß er als demokratisch gewählter Präsident machen könne, was ihm passt. Genau so ist es eben nicht! Es ist die Aufgabe demokratischer Regierungen, den Willen ihrer Wähler in Politik umzusetzen. Natürlich macht keine demokratisch gewählte Regierung genau das zu 100% (ich sage nur Prism, Tempora, Xkeyscore...) - aber Mursi hätte wissen können, daß ein so krasser Verstoß gegen den Willen der Wähler einfach Folgen haben muß.

Bis zu diesem Punkt stimme ich mit Dir also nicht überein, Hoshy. Den Sturz von Mohamed Mursi habe ich grundsätzlich begrüßt.

Aber: Das Verhalten von Armee und Polizei ist für mich seit dem Putsch genauso unbegreiflich. Warum mussten sie die Muslimbrüder schikanieren? Warum die zusätzliche Demütigung, indem Mohamed Mursi gefangen gehalten wird? Und warum, warum nur gehen sie mit solcher Brutalität gegen die Protestierenden vor?

Jetzt stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber. Ich hoffe auf das ägyptische Volk. Darauf, daß sie erkennen, daß sie nun mal Bürger desselben Staates sind und deshalb miteinander auskommen müssen. Ich hoffe darauf, daß sich nach dieser sinnlosen Gewalt die Toleranten und Vernünftigen durchsetzen. Bis dahin werde ich wohl weiter dieses mulmige Gefühl haben, wenn ich Neuigkeiten aus Ägypten höre.


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